Dagmar ist herzlich, offen, eine Berliner Frohnatur. Und noch mehr als das: Dagmar ist menschlich.
Was Menschlichkeit in der heutigen Zeit bedeutet, wird im Gespräch mit Dagmar schlagartig klar. Mit Dagmar führt man kein Interview, mit Dagmar schnackt man. Teilweise stellt sie mehr Fragen als ich. Was das mit dem Plasmaspenden zu tun hat? Es ist diese unaufdringliche Selbstverständlichkeit "Gut" zu sein, ohne auch nur irgendetwas dafür zu erwarten. Lernen Sie im Interview einen Menschen kennen, der unendlich wichtig für andere ist und sich selbst dabei gar nicht wichtig nimmt.
Zur Person
Haben Sie besonderes Hobbys oder eine bevorzugte Freizeitbeschäftigung?
„Ja, ich bin großer Fußballfan. Ich bin auch im Vorstand des Fanclubs von Turbine Potsdam. Ich spiele zwar selbst nicht mehr aktiv, habe ich aber früher. Nach meinen fünf Knieoperationen geht das leider nicht mehr. Aber ich gucke die Frauen WM und die U21-Spiele der Herren. Ach und Kegeln gehe ich auch. Wir haben eine Spielgemeinschaft mit der ich regelmäßig trainiere und Wettkämpfe in der Landesklasse absolviere.“
Wie lange (ungefähr) spenden Sie schon Plasma?
„Oh, schon etliche Jahre. Circa zehn insgesamt. Aber ganz genau kann ich Ihnen das auch nicht sagen.“
„Ihr Argument war auch, dass das eben toll ist, weil man etwas Gutes tut und dafür einen Bonus zurückbekommt. Das hat uns überzeugt.“
Wie sind Sie auf die Plasmaspende aufmerksam geworden?
„Durch meine Tochter! Die hat mich und meinen Mann dazu inspiriert. Sie sagte, dass wir doch auch immer so aktiv und engagiert seien und ob das dementsprechend nicht auch etwas für uns wäre. Ihr Argument war auch, dass das eben toll ist, weil man etwas Gutes tut und dafür einen Bonus zurückbekommt. Das hat uns überzeugt.“
„Mehrmals musste ich aufgrund von Operationen aussetzen und das war dann auch total nett, weil direkt gefragt wurde, wo ich stecke. Man kennt sich eben.“
Können Sie uns ganz kurz den Ablauf der Plasmaspende beschreiben: Wie lange dauert eine Plasmaspende? Tut es weh? Fühlen Sie sich während und nach der Spende gut betreut?
„Also vorweg: In all der Zeit gab es da schon den ein oder anderen Personalwechsel. Aber man kennt trotzdem die meisten Mitarbeiter sehr gut. Eigentlich haben auch alle immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Das mag ich, so sind wir ja auch. Nachdem man dann also freundlich begrüßt wurde, füllt man einen Bogen aus. Danach kommt man dann auch schon ins Ärztezimmer. Natürlich gibt es da auch immer den ein oder anderen Lieblingsarzt, sag ich mal. Wissen Sie, mein Mann und ich machen ja gerne mal einen Witz und ich empfinde es als schön und familiär, wenn man da hinkommt und eben auch lockere Sprüche fallen.
Ich spende eigentlich gerne abwechselnd links und rechts. Links funktioniert bei mir persönlich nur viel besser. Insgesamt fühle ich mich total wohl – auch wenn es mal länger dauert. Wir gehen ja zweimal die Woche normalerweise. Mehrmals musste ich aufgrund von Operationen aussetzen und das war dann auch total nett, weil direkt gefragt wurde, wo ich stecke. Man kennt sich eben.“
Kennen sie selbst jemanden, der auf Plasmaspenden angewiesen ist?
"Nee, niemanden. Manchmal liest man so kurze Berichte quer. Einmal habe ich im Spendezentrum über jemanden gelesen, der für seinen Sohn spenden geht."
Gehen Sie alleine, oder haben Sie jemanden mit dem Sie das zusammen machen?
"Eigentlich gehe ich mit meinem Mann und früher mit meiner Tochter, die musste aber ganz lange Cortison nehmen und dadurch leider aufhören zu spenden. Die wäre einmal fast zusammengeklappt nach einer Spende. Also gehe ich jetzt meistens mit meinem Mann. Und wenn das von der Zeit nicht passt, gehe ich auch alleine."
Waren Sie selbst schon mal auf die Hilfe anderer angewiesen?
"Ja, als mein Mann bei der Armee war und ich mit dem Kind alleine Zuhause. Da freut man sich auch, wenn man Hilfe bekommt. Während meiner vielen Knieoperationen war es andersrum: Meine Tochter hat immer sofort ihre Hilfe angeboten. Dass sie kochen könne und mir auch sonst helfen könne. Also ich habe jetzt noch nie soetwas wie Blutkonserven benötigt zum Glück, aber dass man gegenseitig füreinander da ist, wenn es einem schlecht geht, das wurde mir so anerzogen und finde ich auch wichtig und schön."
„… und man merkt: oh, der Bedarf scheint groß zu sein.… am Ende weiß man einfach, dass man Menschen helfen kann und darum geht es ja schließlich.“
Wissen Sie auch (allgemein) etwas über die Empfänger, also welche Menschen auf Plasmaspenden angewiesen sind?
„Ganz hundertprozentig nicht. Ich musste mich auch erstmal informieren, was das ist. Dachte das sei genauso wie eine Blutspende, ist ja aber ganz anders. Denn anders als bei einer Blutspende, bei der einem das Blut ja nur abgezapft wird, kommt das Blut beim Plasmaspenden ja zurück in den Körper und nur das Plasma wird entnommen. Man liest auch mal was über Betroffene und man merkt: Oh, der Bedarf scheint groß zu sein! Am Ende weiß man einfach, dass man Menschen helfen kann und darum geht es ja schließlich.“
Haben Sie das Plasmaspenden schon anderen Leuten empfohlen? Was würden Sie Leuten sagen, die noch unsicher sind, ob Sie Plasma spenden sollen?
"Also wir sprechen schon immer viel davon. Auch auf der Arbeit oder so. Bisher konnte ich aber noch niemanden davon überzeugen, spenden zu gehen. Manche haben ja auch Angst vor Spritzen oder der Aufwand ist ihnen zu hoch. Ich sage dann immer: „Es ist einfach etwas total Gutes. Man hat 40 Minuten seine Ruhe, kann spiele auf dem Handy spielen oder mal eine Zeitschrift lesen.“ Naja, ist wahrscheinlich trotzdem nicht für jeden etwas. Ich persönlich nutze die Zeit, um von der Arbeit runterzukommen und selbst wenn ich dann erst etwas später Zuhause bin, dann ist das sogar gut – da lachen einen ja schließlich Haushalt und Wäsche an – das kann einem im Spendezentrum nicht passieren.“